Creative Zen unter Linux

Lange hats gedauert, jetzt habe ich ihn endlich: den neuen Creative Zen in der 8GB-Variante. Sehnsüchtig erwartet habe ich ihn schon seit ich ihn auf der diesjährigen IFA am Stand von Creative bewundern durfte. Der Player ist zwar seit etwa einem Monat erhältlich, war aber bisher nicht über Amazon zu beziehen (nur via Marketplace). Jetzt habe ich ihn aber endlich bestellt und heute per Post bekommen.

ein wenig Kritik vorweg
Auf anderen Webseiten war schon von diversen Patzern zu lesen: Gewöhnungsbedürfige Steuerung, SD-Karten werden nur halbherzig eingebunden (ohne erweiterten Funktionen wie Cover, Datenbank etc.), Booten dauert lange, Videos laufen teilweise asynchron (das Problem kenne ich leider auch schon von meinem Handy; ein Firmware-Update verspricht aber Besserung), zudem wird der Zen über USB aufgeladen – es gibt zwar ein separates Netzteil, das muss jedoch extra gekauft werden (Amazon: ca. 20€). Ein neuer negativer Aspekt der mir heute auffiel: die 8GB sind mal wieder eine schöngerechnete Angabe – der Player bietet keine echten 8 GB sondern nur (laut System/Systeminformationen) 7816 MB nutzbaren Speicher. Das ist zwar weit mehr als bei der bei Festplatten üblichen Milchmädchenrechnung (8 * 10^9 Byte, entspricht rund 7,45 GB), aber dennoch etwas weniger als von der Werbung suggeriert. Der Player bindet sich außerdem nicht als USB-Massenspeicher ein. Die Einbindung in den Explorer unter Windows erfolgt allein durch die mitgelieferte Software. Falls sich jemand fragen sollte wo die Tastensperre ist: einfach den kleinen Schieber an der Seite nach oben statt unten bewegen. Er rastet dann ein. Nach unten bewegt ist er eine Wippe, die den Player nach einer kurzen Verzögerung an- bzw. ausschaltet. Gut zu wissen, hätte man auch ins Quickstart Guide schreiben können, hat man aber nicht. Stattdessen darf man erstmal das Handbuch als CHM-Datei von CD öffnen. An der Stelle ein dickes Pfui! von mir. Inzwischen legt zwar kaum mehr ein Hersteller gedruckte Handbücher bei, wenn man dies aber schon hinnehmen muss, sollte man aber wenigstens noch eine PDF-Datei erwarten können. Ansonsten ist der Player aber ziemlich intuitiv zu bedienen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß die mitgelieferte Software unter Windows recht instabil sein soll – interessiert mich aber kaum, nachdem ich den Player unter Linux zum Laufen gebracht habe. ;)

Anschluss finden
Laut Beschreibung sollte der Packung ein Kabel beiliegen, irgendwie befand sich bei mir aber eher ein Adapter in der Schachtel:

Hängt über dieses Stummelchen (oder ein beliebiges anderes Kabel mit Mini USB B-Stecker) der Player erstmal am Rechner, wird er auch sofort von lsusb gelistet. Damit er aber von anderen Benutzern als root angesprochen werden kann, sollte man nicht vergessen in /etc/udev/rules.d/65-mtp.rules (oder vergleichbar; ich benutze Gentoo) einen Eintrag für den Zen anzulegen, sofern noch keiner existiert. Es genügt, einfach einen der anderen zu kopieren und die ID an den von lsusb gezeigten Wert anzupassen:

# Creative ZEN 4/8/16GB
ATTR{idVendor}=="041e", ATTR{idProduct}=="4157", SYMLINK+="libmtp-%k", MODE="666"

Wie schon zu sehen, kommuniziert der Zen (nur?) über MTP. Wir benötigen also auch noch die libmtp. Diese bringt schon ein paar Tools mit, um einige Dateien von Hand per Kommandozeile aufs Gerät zu transferieren. Für Linux gibt es dann auch eine ganze Reihe von Programmen, die die libmtp einbinden und eine komfortablere Oberfläche dafür zur Verfügung stellen (siehe Downstream).

Amarok
Die Einbindung in Amarok ist eigentlich ganz einfach: Sofern der Support für libmtp einkompiliert ist, kann unter Settings/Configure Amarok/Media Devices Add Device und MTP Media Device ausgewählt werden. Wenn der Player angeschlossen und angeschaltet ist, dann kann eigentlich auch schon im Tab Media Devices auf Connect geklickt werden. Anschließend wird die Bibliothek des Players angezeigt in der Form Interpret/Album/Titel, genauso wie unter Collection. Das Aufladen von Musik funktioniert meistens tadellos. Leider nur meistens: Bei einem bestimmten Album stürzte der Player mehrmals ab und war nur noch über den winzigen Reset-Schalter an der Unterseite des Players wieder zum Leben zu erwecken (bzw. auszuschalten). War der Transfer erfolgreich, befinden sich auch schon die Alben-Cover mit auf dem Zen. Die Cover könnten nur etwas größer sein; ich denke hier ist das MTP-Plugin für Amarok schuld (die Cover müssen vor dem Transfer heruntergerechnet werden).

Kommandozeile
Über die Kommandozeile lassen sich mittels den mtp--Programmen ebenfalls Dateien und Metadaten hin- und herbewegen. Leider ist das etwas umständlich; so muss man sich zum Upload eines Videos z.b. erst die ID der Ordners via mtp-folders beschaffen, dann mittels mtp-sendfile meinVideo.avi folderID hochladen.

mtpfs
Besser geht es dann schon mit MTPfs: Hierbei handelt es sich um ein FUSE-Modul um MTP-Geräte (via libmtp) wie normale USB-Massenspeicher zu mounten. Bei meinen Versuchen funktionierte es alles in allem ganz zuverlässig, stellenweise aber leider etwas langsam. Zudem sollte man sich nicht über Fehlermeldungen wundern: MTP spezifiziert anscheinend kein Verschieben oder Rechte, dementsprechend wird man bei entsprechenden Kommandos mit Fehlermeldungen überschüttet.

Was auf Anhieb nicht geht…
… sind natürlich die Organizer-Funktionen (Terminkalender, Adressbuch). Die sind mir aber ohnehin egal, da ich dafür schon mein Handy habe und dieses im Gegensatz zum Zen sogar in beide Richtungen synchronisieren kann. ZENCast dürfte nicht weiter interessant sein; DRM in WMA und Audible dürften ebenfalls nicht gehen, da Linux damit nur wenig anfangen kann. Sollte man sowas jemals brauchen, kann dann immernoch Windows in einer VM laufen lassen und den Player mittels durchgeleitetem USB ansprechen (z.B. mit VirtualBox).

Videos kodieren
Videos werden als XviD/DivX mit einer maximalen Größe von 320×240 Pixeln akzeptiert. Kurioserweise werden diese nur abgespielt, wenn es eine Tonspur in der AVI-Datei gibt. Zudem muss darauf geachtet werden, daß der FourCC-Code stimmt. Für eigene Konvertierungsversuche empfiehlt es sich, eins der Demo-Videos auf den Rechner zu laden und sich die Parameter z.B. mit mplayer zu betrachten. In meinem Fall hat folgender Befehl einige brauchbare Ausgaben geliefert; ganz perfekt sind die Parameter aber noch nicht – hier müsste man nochmal die man-page von mencoder durchwühlen:

mencoder inputFile.ext -vf scale=w=320:h=240 -ovc lavc -lavcopts vcodec=libxvid -ffourcc XVID -oac mp3lame -o outputFile.avi

(320×180 Pixel für 16:9)